Ernährung in der Krippe


„Erwachsene haben Erwartungen… Kinder sollen erst flüssig, dann breiig, zuletzt stückig, stets planmäßig, möglichst sauber, immer in der vorgesehenen Menge, besonders gesund, vollwertig, durchgehend freudig, gerne neugierig ernährt werden! Aber gut essende Kinder fallen nicht einfach von den Bäumen. Denn Kinder haben Bedürfnisse; sie wollen in Beziehung, mit Begleitung, Selbstvertrauen, Verlässlichkeit, Kontinuität und mit Aufmerksamkeit essen lernen.“ (http://natürlich.thieme.de/therpieverfahren/ernaehrung/detail/essenentwicklung-wie-kinder-esses-erleben-und-erlernen-811)(Autorin: Edith Gätjen))
Kinder weisen aufgrund ihrer spielerischen Aktivitäten einen erhöhten Energiebedarf auf, der sowohl ihre körperliche als auch geistige Leistungsfähigkeit unterstützt. Dieses Bedürfnis nach ständigem Nachschub an Energie sollte durch ausgewogene Mahlzeiten gedeckt werden. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) betont, dass "vollwertiges Essen gesund hält, die Leistung fördert und das Wohlbefinden unterstützt" (DGE, 2016). Ein bewusster und nachhaltiger Ernährungsstil spielt eine entscheidende Rolle in der kindlichen Entwicklung.
Die Schaffung einer ruhigen und entspannten Essenssituation ist für Kinder von großer Bedeutung. Rituale bieten dabei eine Struktur, an der sich die Kinder orientieren können. Kinder sind neugierig auf unterschiedliche Geschmackserlebnisse, und daher ist es wichtig, ihnen eine Vielfalt an Nahrungsmitteln anzubieten, die nicht nur schmackhaft sind, sondern auch ihre Bedürfnisse nach Nährstoffen erfüllen.
Die Ernährungspyramide des Bundeszentrums für Ernährung (BZfE) dient als gute Orientierung für eine ausgewogene Ernährung. Sie fasst Lebensmittel in acht Gruppen und sechs Ebenen zusammen und erklärt in Ampelfarben, welche Lebensmittel häufig und welche in Maßen zu einer gesunden Ernährung gehören. Diese Pyramide ermöglicht es nicht nur Erwachsenen, sondern auch für Kinder, die Portionsgrößen intuitiv einzuschätzen.
Die Anpassung der Portionen anhand der Handgröße des Kindes ist eine praktische Methode, die im Zusammenhang mit der Ernährungspyramide angewendet werden kann. Die Regel lautet: Je kleiner das Kind, desto kleiner sollte die Portion sein. Dies ermöglicht eine individuelle Anpassung an den Bedarf des Kindes. Ein Beispiel dafür ist die Verwendung der Hände als Maß für klein geschnittenes Obst: Zwei Hände aneinandergelegt und zu einer Schale geformt entsprechen etwa dem Maß für 70 Gramm kleines Obst wie Kirschen. Es ist wichtig zu beachten, dass die Menge je nach Obstsorte variieren kann, und übermäßiger Verzehr für das Kind schädlich sein kann.
Insgesamt bietet eine ausgewogene Ernährung, orientiert an der Ernährungspyramide und angepasst an die Bedürfnisse der Kinder, die Grundlage für eine gesunde Entwicklung und fördert nicht nur ihre körperliche Gesundheit, sondern auch ihr Wohlbefinden. Der bewusste Umgang mit Ernährung und die Vermittlung von gesunden Essgewohnheiten sind wesentliche Bausteine für die positive Entwicklung von Kindern. (Quelle: https://www.aok.de/pk/magazin/ernaehrung/gesunde-ernaehrung/gesunde-ernaehrung-fuer-kinder-die-mischung-machts/, zuletzt aufgerufen am 08.11.23)
 
Ein gesundheitsförderndes Verhalten gehört zur Ernährungsbildung. „Jeder junge Mensch hat das Recht auf Förderung seiner Entwicklung und auf Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit“ (§ 1Abs. 1 SGB VIII.) Neben der Aufgabe der Betreuung und Erziehung haben Tageseinrichtungen einen Bildungsauftrag (§ 22 Abs. 3 SGB VIII) ((https://www.gesetze-im-internet.de/sgb_8/ Achtes Buch (VIII)- Kinder und Jugendhilfe: (26.06.1990)(zuletzt aufgerufen am 09.11.2023))
 

Unser Ziel 

.....geht über das reine Sättigen der Kinder hinaus – wir sehen die Aufnahme und Zubereitung der Mahlzeiten als wertvolle Lernchancen. Wenn die Ernährungserziehung in unserem Krippenalltag ausreichend Raum erhält, haben die Kinder die Möglichkeit, einen genussvollen und ganzheitlichen Umgang mit Lebensmitteln zu erlernen, ohne dabei unter Druck zu stehen.
In der  Rappelkiste streben wir täglich an, frisch, saisonal und regional zu kochen. Dabei sollen die Kinder aktiv in den Prozess eingebunden werden: sei es bei der Planung der Mahlzeiten, dem Einkaufen von Zutaten oder bei bestimmten Zubereitungsschritten. Ziel ist es, dass die Kinder das Essen nicht nur mit dem Geschmackssinn, sondern mit allen Sinnen genießen können und wollen.
Das Hauptziel ist die Partizipation der Kinder bei den Mahlzeiten. Das umfasst nicht nur die Möglichkeit, den Essenswochenplan mitzubestimmen, sondern auch die Teilhabe an der Zubereitung, die Entscheidung bei der Platzwahl und die individuelle Festlegung dessen, was und wie viel jedes Kind isst. Dabei ist es wichtig, die vielfältigen Bedürfnisse der Kinder zu berücksichtigen.
Die Förderung von Selbständigkeit vor, während und nach den Mahlzeiten steht im Fokus unserer pädagogischen Arbeit. Durch die eigenständige Entscheidungsfindung entwickeln die Kinder ein Gefühl der Eigenverantwortung und Selbstwirksamkeit. Die gemeinsame Essenszeit und Zubereitung bieten zahlreiche Gelegenheiten, verschiedene Lern- und Entwicklungsaktivitäten zu integrieren und zu fördern.
Die Sprachentwicklung wird beispielsweise durch offene Fragen angeregt, die Kinder dazu anregen, ihre Gedanken zu formulieren und ihren Wortschatz zu erweitern. Die Essenszeit und die Zubereitung dienen als idealer Anlass für Gespräche, was wiederum die kognitive Entwicklung unterstützt, und die Fähigkeit fördert, Erlebnisse zu reflektieren und zu teilen.
Das Erleben von Essen als Genuss mit allen Sinnen steht im Einklang mit dem Hessischen Bildungs- und Erziehungsplan (HBEP). Durch Gespräche am Tisch oder während der Zubereitung kann auch die Zählkompetenz der Kinder gefördert werden, indem wir gemeinsam die Bissen oder Stücke zählen. Die Fähigkeit, Größenunterschiede zu erkennen, wird durch den Vergleich von Lebensmitteln auf dem Teller geschult. Auch die Benennung der Farben der Lebensmittel trägt zur Förderung der visuellen Wahrnehmung bei.
Das Greifen und Essen kleiner Lebensmittel mit den Fingern oder das Hineinlegen in den Topf stärkt die Feinmotorik und fördert durch das Anfassen mit Hand und/oder Mund die taktil-kinästhetische Wahrnehmung.
Das gemeinsame Kochen und Essen stärkt nicht nur das Miteinander, sondern fördert auch die emotionale und soziale Entwicklung der Kinder, sowohl individuell als auch in der Gruppe. Insgesamt ist unser Ziel, den Kindern eine positive Einstellung zur Ernährung zu vermitteln, die nicht nur ihre körperliche Gesundheit, sondern auch ihre sozialen, emotionalen und kognitiven Fähigkeiten fördert.
Das Ziel ist es, eine vollwertige, gesunde Kost anzubieten und somit die Ernährung der Kinder nachhaltig zu fördern.

Essensituation 

Partizipation von Anfang an 

Gerade bei Essenssituationen ist uns wichtig, dass die Kinder selbstbestimmt teilnehmen. Diese Herangehensweise fördert nicht nur die Autonomie der Kinder, sondern stärkt auch ihr Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten und Entscheidungen. Selbstbestimmung ist ein zentraler Baustein in der pädagogischen Arbeit, der Kindern hilft, ihre Selbstwahrnehmung und ihr Selbstbewusstsein zu entwickeln.

Ein wesentlicher Aspekt der Selbstbestimmung in Essenssituationen beginnt bereits bei der Planung der Mahlzeiten. Gemeinsam mit den Kindern wird der Essensplan für die Woche erstellt. Diese partizipative Vorgehensweise hat mehrere Vorteile:

  1. Mitspracherecht und Verantwortung: Die Kinder erleben, dass ihre Meinungen und Wünsche ernst genommen werden. Sie dürfen ihre Lieblingsgerichte vorschlagen und mitentscheiden, welche Speisen zubereitet werden. Dies fördert nicht nur ihr Gefühl der Zugehörigkeit, sondern lehrt sie auch, Verantwortung für ihre Entscheidungen zu übernehmen.
  2. Bildung und Vielfalt: Durch die gemeinsame Planung lernen die Kinder verschiedene Lebensmittel und Gerichte kennen. Sie erfahren, was eine ausgewogene Ernährung ausmacht und wie wichtig Vielfalt auf dem Speiseplan ist. Dies fördert nicht nur ihr Wissen über gesunde Ernährung, sondern auch ihre Offenheit gegenüber neuen Lebensmitteln.







Während der Mahlzeiten selbst setzen wir auf Selbstbestimmung, indem die Kinder sich ihr Essen selbst auf die Teller anrichten können. Dabei gibt es keine festen Vorgaben, was oder wie viel gegessen werden muss. Dies bietet mehrere pädagogische Vorteile:

  1. Selbstwahrnehmung und Intuition: Die Kinder lernen, auf ihre eigenen Bedürfnisse und ihren Hunger zu hören. Sie entwickeln ein Gefühl dafür, wie viel sie essen möchten und welche Lebensmittel ihnen gut tun. Dies stärkt ihr Körperbewusstsein und fördert eine gesunde Beziehung zum Essen.
  2. Selbstständigkeit und Feinmotorik: Indem die Kinder ihr Essen selbst anrichten, üben sie ihre feinmotorischen Fähigkeiten und gewinnen an Selbstständigkeit. Sie lernen, mit Besteck umzugehen, Portionen abzuschätzen und ihre motorischen Fähigkeiten zu verbessern.
  3. Respekt und Toleranz: Die Kinder lernen, die Essgewohnheiten und Vorlieben der anderen zu respektieren. In einer Gruppe mit unterschiedlichen Geschmäckern und Vorlieben üben sie Toleranz und Rücksichtnahme. Dies fördert das soziale Miteinander und das Verständnis für die Bedürfnisse anderer.

Insgesamt trägt die selbstbestimmte Teilnahme an Essenssituationen dazu bei, dass die Kinder nicht nur ihre Esskompetenz, sondern auch ihre sozialen und emotionalen Fähigkeiten weiterentwickeln. Sie lernen, eigenverantwortlich zu handeln, Entscheidungen zu treffen und die Konsequenzen ihrer Handlungen zu tragen. Diese Erfahrungen sind wertvoll und prägend für ihre gesamte persönliche Entwicklung und bereiten sie auf ein selbstbestimmtes Leben vor.